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Wer bin ich und warum ich an diesem Blog schreibe?

Wer ich bin, konntest du ja schon auf der Über Mich Seite nachlesen. Warum ich an einem BLOG schreibe, erzähle ich dir jetzt. Um es einfach mal ganz platt auszudrücken, ich finde es fehlen immer noch qualitativ hochwertige Beiträge zum Thema Krafttraining für Frauen im Word Wide Web. Auch ich lese sehr gerne Artikel von Menschen, die nicht nur ihre Jugend und den Körper in Szene rücken, sondern wirkliches Wissen mit gelebter Praxis verbinden. Ich lebe Kraftsport seit ich 16 Jahre bin… mal mehr, mal etwas weniger… aber mittlerweile sind es über 32 Jahre, wo ich irgendwie Eisen mit den Händen bewege. Mein Fokus – mein Wissen – meine Praxis, liegt im Krafttraining mit der Langhantel, der Kettlebell, der Clubbell und der Macebell. Das wird auch den Hauptfokus meiner Artikel in diesem Blog ausmachen. Mich würde es freuen, wenn du diese mit Interesse liest und mir auch gern dazu Feedback gibst. Auch Fragen, bitte jederzeit gern per Kommentar oder E-Mail. Ich werde sie nach Möglichkeit schnellstens beantworten. 

Meine RKC I Zertifizierung, 2013 in München

Die Story hinter diesem Foto erzähle ich sehr gern passend in Seminaren oder zur Vorbereitung von zukünftigen Kettlebell Instruktoren. Auf diesem Foto und demzufolge auch bei meiner Zertifizierung, kämpfte ich mich durch den Snatchtest. Das bedeutet: 100 WH Snatch (die Kugel wird beschleunigt und über Kopf mit gestrecktem Arm stabilisiert) in unter 5min. Der Witz an diesem Foto, es war meine Premiere mit diesem Gewicht (14kg). Für meine Vorbereitung nutzte ich die 12kg Kettlebell, das war mein ausgewiesenes Prüfungsgewicht laut Tabelle. Doch oh Schreck!, das Regelwerk bekam ein Zwischengewicht, ohne das ich etwas davon mitbekam. Somit übertraf ich um sage und schreibe 500g (ich: 52,5kg) die Grenze zur neuen Snatchsize.

OK, ich war im ersten Moment echt geschockt! Aber wenn du wirklich etwas willst, dann ziehst du einfach durch. Ich glaube, ich verlor nur 5 Sekunden an Zeit, obwohl ich 200 kg mehr über Kopf bewegte. Irgendwo bei 4:20min stoppte die Uhr. Ziel erreicht. 

Was du aus diesen Zeilen mitnehmen solltest:

Wenn du es wirklich willst, dann zieh es einfach durch! Nicht labern, einfach machen!

In diesem Sinn, fröhliches Lesen von meinen Blog Posts.

Deutsche Meisterschaft im Bodybuilding (NABBA), 1995 in Frankfurt / Main

Schon ewig lange her, doch hat dieser kurze Abschnitt meines Lebens einen bedeuteten Stellenwert für mich. Es ist schwer sich in die Gefühlswelt eines 16 jährigen Mädchen zurück zu versetzen, aber ich versuche es mal. Ich spule jetzt also 33 Jahre zurück…

Sommer 1990, die Wiedervereinigung stand kurz bevor und ich freute mich über die wohl letzten 8 Wochen Ferien, bevor ich meine Ausbildung anfangen sollte. Genau in jenem Sommer eröffnete das erste Fitnessstudio in Leipzig und ich wurde mehr oder eher weniger charmant, zu einem Besuch animiert. Der Satz von zwei ehemaligen Mitschülern „Pia, das wird dir gefallen und ausserdem könntest du ruhig auch wieder was mehr Sport machen – dein Arsch wird auch immer fetter“ saß. Nun ja, ich mag direkte Ansagen. Damit kann ich etwas anfangen. Kurz überlegt – OK, also kam ich mit zum ersten Probetraining. Heute bin ich sehr froh darüber, dass ich doch sehr früh mit Krafttraining angefangen hatte. Von den kommenden 5 intensiven Trainingsjahren, sollte ich noch viele Jahre meines weiteren Lebens profitieren. 

Noch ein kurzes Bild zu meinem Arsch der angeblich immer fetter wurde. Heutzutage würde ich sagen: völlig normal – Pubertät. Hormone, Pille – fett war ich nie. Mit 13 Jahren ging ich beim Bäcker auch noch als Junge durch und spielte mit den Jungs Fußball im Innenhof der Plattenbau Siedlung, wo wir damals wohnten. Also völlig normal. Einfach nur auf dem Weg zur Frau. 

Trainingstage von 1990 bis 1995

Ich kann nur sagen, dass ich vom ersten Moment an Spaß am Krafttraining hatte. Beginnend mit zwei Trainingstagen in der Woche, mit einem Ganzkörper Trainingsplan, war ich recht bald beim Splitttraining. Die fünf Trainingseinheiten wochentags retteten regelmäßig meine Stimmung und waren mein Highlight im Azubi Alltag. Es war eine tolle Atmosphäre im GYM – kein Vergleich zu heute! Früher wurde miteinander geredet, an der Bar philosophiert und sich mit dem Trainingspartner durch die Sätze gepeitscht. Heutzutage hört jeder nur noch seine Playlist und ist auf sich und sein Smartphone fixiert. 

Recht schnell drehte sich eigentlich ALLES nur noch um Kraftsport. Ich verschlang die „Sportrevue“, „FLEXX“ und „Muscle & Fitness“. Jede Zeitschrift wurde, Artikel für Artikel einen Monat von vorn nach hinten und wieder zurück, regelrecht verschlungen. Jede Erklärung zur Übungsausführung penibel studiert und ausprobiert. Ich passte natürlich zeitnah meine Ernährung an. Ich aß, was alle anderen um mich herum auch aßen: Quark, Dosen Thunfisch (bekomme ich nicht mehr runter), Seehecht, Reis (Waffeln), Harzer Käse, Hähnchen, Brokkoli. Eiweißdrinks und Riegel, Dank meines ersten Trainerjobs. Schlecht bezahlt, aber immer viel gegessen. 

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Im Februar 1994 fing ich in dem Studio in Leipzig an, wo sich die meisten Athleten dazumal auf Wettkämpfe vorbereiteten. Es war eine wunderschöne Zeit. Wir trainierten zusammen, aßen in der Mensa zusammen und sonnten uns am See. Ein Leben, was wohl nur mit Anfang 20 funktioniert. Auch ich sollte nun im Mai 1994 zum ersten Mal auf einer Wettkampfbühne (Sachsenmeisterschaft) stehen – und entgegen allen Prognosen auch gewinnen. 

Dieser Sieg lässt mich immer noch innerlich schmunzeln, da mich nur der Glaube an mich selbst dahin gebracht hat. Die Voraussetzungen waren eher ungünstig für mich: 16 Wochen strengste Wettkampf-Diät, da meine „Massephasen“ immer gut sichtbar waren. Ich hatte keine Erfahrung vor Publikum und bin eher introvertiert. Meine Leipziger Konkurrentin Ines war immer in Shape. Bühnenerfahren. Extrovertiert, beweglich, musikalisch, talentiert. Für mich hatte es tatsächlich etwas von David gegen Goliath. Doch das motivierte mich extrem und niemand hatte mit meiner akribischen Vorbereitung gerechnet. 

 

Ich muss auch jetzt echt noch lachen, wenn ich an diesen ersten Wettkampf denke. Mein inszenierter Auftritt (Posing) zu Bonnie Tyler „Total Eclipse of the Heart“. Ich bekomme bei dem Lied auch heute noch Gänsehaut und sehe mich posen. 

Es hatte es mich gepackt. Die Bühne war mir! Unvergessen (für mich) der Moment, als ich mit dem musikalischen Höhepunkt, in einer beeindruckenden Lat-Pose im Rampenlicht stand. 

So beeindruckend, wie man mit 49kg auf 163cm nur sein kann. Aber es war der Glaube an mich und den Sieg – und der versetzt bekanntlich Berge. Ich wollte definitiv gewinnen! 

„Seehecht am Morgen“ sollte nicht umsonst gewesen sein. Bääh, wenn ich nur dran denke! Doch nun stand ich da, mit meinem Pokal und der Eiweißdose und wollte nicht mehr von der Bühne runter. 

Extrem motiviert begann ich dann in ein weiteres Trainingsjahr. Dieses Mal mit dem Ziel bei der Deutschen Meisterschaft zu starten. Ich entschied mich dazumal bei der NABBA zu starten. Der Verein hatte für mich die ästhetischsten Frauen am Start. Hier unterschied man 1995 schon in drei Klassen. „Bikiniklasse“, „Leistungsklasse“ und „Bodyklasse“. Ich sah mich selbst in der mittleren Klasse, schon recht muskulös – doch nicht so massiv wie eine Bodybuildern. Ausserdem war mir klar, dass sich die breite Masse eine athletische Frau in Highheels lieber anschaut. Schließlich wollte ich zur damaligen NABBA Elite dazugehören. Wahnsinnsfrauen!

Zur Erinnerung, ich spreche von vor 25 Jahren. Eine Zeit, wo kaum eine Frau mit schwerem Gewicht trainiert hat. Die Ladys waren im Kursraum oder steppten zum Mt. Everest. Der Freihantelbereich gehörte den Männern und Frauen durften gern schlank sein, aber bloß nicht zu muskulös. Naja, war mir persönlich egal. Auch die oft gehörten Kommentare, die ungefragt ihre Meinung zu meinem Körper darboten. „Ist das nicht zu viel?!“ „Früher sahst Du besser aus.“ Wer will das schon hören?! Aber ich hatte nur ein Ziel: Sieg bei der Deutschen in der „Leistungsklasse“. Auf Highheels gekonnt den Körper in Szene rücken. Dieser Zahn wurde mir am Tag des Wettkampfes gezogen. Wir wurden vom Vereins-Präsidenten höchstpersönlich in 3 Gruppen eingeteilt. Ich landete vor der Tür in der „Bodyklasse“. Sprachlos, ungläubig, wütend… hungrig! Ich hab mich aufgeregt und beschwert. Erzähl mal jemandem, der auf extremer Wettkampfdiät ist, dass er die letzten 6 Monate umsonst mit den hohen Haken rumgelaufen ist. Keine Einsicht. Ich war angeblich zu muskulös und würde in der „Leistungsklasse“ extra nach hinten geschoben werden. Nach dem ersten Schock beruhigte ich mich wieder und schaute mir meine Konkurrenz in Ruhe an und stellte immer mehr Schwächen bei ihnen fest. Ich war bei weitem nicht die muskulöseste, doch habe ich gute Proportionen und Symmetrie ist nun mal ein entscheidender Punkt beim Bodybuilding. 

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1995: Shooting im 90er Style

Die Vorwahl hatte ich gut überstanden und das Kohlehydrat Aufladen klappte auch sensationell gut. (Anmerkung: die letzten Tage vor einem Wettkampf reduziert man noch einmal drastisch die Carb-Zufuhr. Auch „spielt“ man mit dem Wasserhaushalt der Zellen. Fängt man dann wieder langsam an Kohlehydrate zu essen und Schlückchenweise zu trinken, kann man erstaunliches beobachten. Mit jeder Stunde fühlte ich mich immer besser. 

Beim Aufwärmen explodierte ich förmlich. Ich kam mir vor wie Hulk. Voller Selbstvertrauen betrat ich die Bühne und genoß es sehr vor 2000 Zuschauern in der Frankfurter Jahrhunderthalle zu stehen. Am Ende wurde ich Zweite, in einer Klasse in der ich gar nicht gewinnen wollte.

Die Entscheidung war absolut gerechtfertigt. Die Siegerin hatte einfach einiges mehr an Muskelmasse und das zählte natürlich. Im Nachhinein bekam ich noch viele Komplimente und Vorhersagen, wo ich denn nächstes Jahr so stehen könnte. 

Um es kurz zu machen, ich entschied mich bewußt aus gesundheitlichen Gründen zum Rückzug aus dem Bodybuilding Wettkampfsport. Eine Entscheidung die ich nicht bereue, ich bin aber über alle gemachten Erfahrungen sehr dankbar. Alles hat seinen Sinn, zu seiner Zeit. Mit Anfang 20 darf man alles! 😉

Nun fragst du dich vielleicht „Und, warum schreibt sie das?“ Wenn du beide Anekdoten gelesen hast, wirst du bemerkt haben, nie läuft etwas so wie gewünscht. Das Leben hält immer Überraschungen bereit. Deine Aufgabe sollte es sein, schnell und gut zu reagieren. Lass dich wenn, nur kurzfristig aus der Bahn werfen. Finde zurück in deine Spur. Dazu ist es sehr wichtig, sich vorher die Ideallinie zu überlegen. Je klarer die ist, um so weniger weichst du vom Weg ab. Denk mal drüber nach. 

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